Warum wir unser Wohnmobil mit Alkoven gegen einen Kastenwagen getauscht haben.
Als wir im November 2014 unser erstes Wohnmobil gekauft haben, ging es anfangs ehrlich gesagt um Platz: für uns, die Hunde und allen Kram, den man jetzt so mitnehmen könnte, wenn man nicht auf den Kofferraum des Autos beschränkt ist. Unsere Kaufkriterien waren noch nicht so richtig festgesteckt, hatten wir auch vorher keine Erfahrungen mit Wohnmobilen. Wichtig war nur, dass wir einen guten Platz für unsere beiden Hunde finden und dass es nicht allzu abgewohnt aussehen sollte. Der zweite Punkt war schon fast schwieriger zu erfüllen als der erste. Wir waren bei zahlreichen Händlern, um uns dort gebrauchte Wohnmobile anzuschauen. Unsere Schmerzgrenze lag bei 30.000 EUR, was unseres Erachtens schon eine Menge Geld ist, für die Wohnmobilhändler aber wahrscheinlich der Spaß erst anfängt. Aus einigen Wohnmobilen, die sogar etwas über diesen 30.000 EUR lagen, sind wir rückwärts wieder hinausgegangen und das nicht nur wegen dem absolut altertümlichen Interieur. Es sah manchmal so aus, als würde man die Krankheiten der Vorbesitzer mit erwerben ;-) Nach einiger Zeit haben wir endlich ein Wohnmobil gefunden - zwar von einem Vermieter - aber dafür so viel besser erhalten als alle anderen, die wir bisher gesehen haben. Die Größe hat uns super gefallen, auch wenn wir schon zu dem Zeitpunkt nicht wussten, was wir mit den Etagenbetten im Heck anfangen sollten. Aber die L-Küche und auch der große Kühlschrank sowie die Essecke haben es uns sofort angetan, also wurden wir wieder zu spontan und unterzeichneten den Kaufvertrag. Da hatten wir ihn nun, unseren Challenger Genesis 55. Stolz wie Oskar haben wir diesen nach der Zulassung dann abgeholt und uns sogleich überlegt, wie wir alles einrichten, das Bett für die Hunde bauen und wie schön doch alles wird, nur dass wir jetzt bis zum Frühjahr warten mussten ;-)
Unser Challenger hat uns dann bis Juni 2016 durch Deutschland, Schottland, Schweden, Norwegen, England und Wales begleitet. Die Größe war nur manchmal ein Problem für uns und das mehr oder weniger nur in Städten bei der Parkplatzsuche. Und in Norwegen zahlte man natürlich mehr für die Fähren ;-) Von der Einrichtung und der Raumaufteilung her hat uns alles super gepasst, außer der Alkoven. Man kann sich nicht einfach mal nach hinten fallen lassen und kurz wegdösen oder gar ganz gemütlich mit den Hunden kuscheln. Aber wahrscheinlich hätten wir auch damit noch eine ganze Weile leben können, wäre nicht der Urlaub in England im Mai 2016 gewesen. Schon am ersten Tag wären wir nach den ersten paar Kilometern gerne wieder umgedreht. Die Straßenverhältnisse in England waren absurd, nicht nur von der eigentlichen Qualität her, sondern gerade wegen der nicht vorhandenen Breite. Wie hat uns das einer der Campingplatzbesitzer so schön erzählt: Die Straßen wurden angefertigt für Kutschen und Pferde. Nur hat man in der heutigen Zeit dann über eben diese Straßen einfach Asphalt gekippt. Sträucher, Bäume und Mauern von früher lässt man einfach so wie sie waren, egal ob man eigentlich dann mit dem Auto zur Seite hin keinen Platz mehr hat. Ein Seitenstreifen oder überhaupt zwei Spuren werden wohl in England in den seltensten Fällen als wichtig erachtet. Oft konnten wir Straßen nicht passieren und hat man mal nicht aufgepasst, saß man in der Zwickmühle und hoffte nur, dass bitte kein Gegenverkehr kommt. Manchmal hatten wir dann doch das Pech und schoben uns schwitzend und ganz langsam atmend an dem anderen Auto oder Transporter vorbei. Für uns ist der Urlaub glimpflich ausgegangen, auch weil wir uns immer mehr sensibilisierten und langsam wussten, welche Straßen nach Unheil aussehen. Aber auch so haben wir genug Äste und Sträucher am Rand mitgenommen und hofften selbst auf zweispurigen Straßen, dass uns niemand den Spiegel abfährt. Breite Wohnmobile und die engen Straßen Englands mögen sich einfach nicht. Das war nur ein Aspekt, auch die Parkplatzsuche verlief nicht immer erfolgreich, teilweise wurden Wohnmobile schon von vorneherein nicht auf den Parkplätzen zugelassen. Man fühlte sich als Wohnmobilfahrer etwas diskriminiert und tatsächlich auch überfordert. Während des Fahrens konnten wir uns einfach nicht entspannen oder die Landschaft genießen, die man überhaupt jenseits der Hecken erahnen konnte. Was würde uns denn in anderen europäischen Ländern erwarten wie Frankreich oder Italien? Damit wir dies gar nicht erst austesten müssen, beschlossen wir dann, unser großes Wohnmobil abzugeben (es hat eine nette Familie mit zwei Kindern gefunden) und uns einen Kastenwagen anzuschaffen, mit dem wir solche Straßen und auch die manchmal elendige Parkplatzsuche besser meistern können. Was natürlich deutlich weniger Platz bedeutet, aber für uns haben andere Vorteile klar die Oberhand gewonnen. Hier unsere kleine Pro- und Kontra-Liste, allerdings schon an den Modellen festgemacht:
Challenger Genesis 55
Pro
- viel Platz
- große Heckgarage
- wir haben ihn schon ;-)
- viel Platz für die Hunde
- großer Kühlschrank
- L-Küche
- Dieselheizung
- Fahrerhausverdunkelung
Kontra
- Alkoven
- sehr breit, lang und hoch
- selbst ohne Fahrradgepäckträger über 6 m lang und somit oft teurer bei Fähren, Brücken oder Tunneln
- kleiner Tank (55 l) und somit eine Reichweite von nicht mal 400 km
- hoher Spritverbrauch, auch durch den Alkoven
- von außen aufgrund der Größe schwer zu reinigen
Chausson Twist V594 Start
Pro
- Heckbett
- größerer Tank und allgemein kleinerer Verbrauch
- Dieselheizung
- eingebautes Navi
- Rückfahrkamera
- unter der magischen Grenze von 6m und so bei Fährfahrten oder Brücken günstiger
- nicht mehr so breit
- Fahrerhausverdunkelung
- Winterpaket
- passt in eine Waschstraße
Kontra
- nicht mehr so viel Platz im Allgemeinen
- die Heckgarage müssen wir mit den Hunden teilen (Ausbau für Hunde)
- kleinere Küche und kleinerer Kühlschrank
Tatsächlich haben wir uns mit dem geringeren Platz bereits arrangiert, schließlich halten wir uns meist nur zum Fahren und zum Schlafen darin auf. Wir haben den Chausson inzwischen schon für seine erste Reise mit uns vorbereitet und waren erstaunt, was wir nun alles ohne Probleme zu Hause lassen. Wie wir mit dem kleineren Kühlschrank klar kommen wird sich dann auf Reisen zeigen, aber so lange das Hundefutter hinein passt, ist alles gut. Wir haben uns im Übrigen für den Chausson entschieden, da wir nicht auf eine Dieselheizung verzichten wollten und das Start-Modell des Twist V594 deutlich unter dem eigentlichen Listenpreis mit dieser Ausstattung liegt. Was die Nebenkosten betrifft nimmt sich das nicht viel, wir zahlen für den Chausson weniger Steuern aber dafür geringfügig mehr Versicherung, sodass sich das wieder ausgleicht.
Schlussendlich muss jeder selbst wissen und wahrscheinlich auch die entsprechenden Erfahrungen sammeln, um herauszubekommen was er braucht und wie er im Urlaub am besten klar kommt. Den Kastenwagen würden wir z.B. nie für mehr als zwei Personen empfehlen. Wohin denn dann wirklich mit all den Klamotten und eng wird es im Wagen dann ohnehin. Vielleicht sollte man es nicht so wie wir machen und immer impulsiv entscheiden. Test-Urlaube mit Mietwohnmobilen verhindern unnötigen Stress und zu hohe Ausgaben.
Wir sind jetzt glücklich mit unserer Wahl und freuen uns schon auf den ersten Urlaub im September nach Skandinavien mit unserem neuen Gefährt.